Jeder von uns, der sich eine Fellnase geholt hat, war sich dessen bewusst, dass der Hund nicht nur zum kuscheln da ist und niedlich zum anschauen ist, sondern das der Hund später ein treuer Begleiter im Alltag werden soll. Im Gegenzug erwartet Fluffy auch von uns, dass wir ihm ein gutes, sicherers und stabiles Rudel geben. Wie in allen Beziehungen, entsteht ein harmonischer Umgang miteinander am gemeinsamen Lösen von Konflikten, Erarbeiten von Regeln und Etablieren von Grenzen.
Es ist wichtig ein gesundes Gleichgewicht zwischen gesetzten Grenzen und gegebenen Befehlen zu finden. So sind zu viele und zu strenge Grenzen genauso schädlich wie zu wenige und nicht eingehaltene Grenzen. Eine gesunde Mischung aus Grenzen und Befehlen, aber auch Freiheiten für den Hund sorgt dafür, dass ein harmonisches Zusammenleben stattfinden kann.
Doch was bedeutet eigentlich „Grenzen setzen“ ?
Mut zum Nein sagen: Grenzen setzen ohne Schuldgefühle. Es bedeutet, Deine Werte zu kennen und für sie einzustehen. Es bedeutet, dass Du ein klares Bild davon hast, was Dein Hund machen darf und was nicht. Es ist das äußerste Maß, das nicht überschritten werden kann oder darf. In diesem Sinne ist das Setzen von eigenen Grenzen und das Akzeptieren der Grenzen des Anderen ein ganz selbstverständlicher und unverzichtbarer Teil des Zusammenlebens.
Vor allem bei Hunden, die gerade neu in ihrem Umfeld angekommen sind testen ihr Umfeld aus.
Damit können sie heraus finden, welches Verhalten gewünscht und welches unerwünscht ist. Es hilft ihnen, sich in ihrem Umfeld zurecht zu finden. Auch Ayla hat mich besonders in der Welpen- und Junghundzeit getestet und geschaut welche Grenzen sie überschreiten darf. Ihr erinnert euch mit Sicherheit an die kleinen Beißerchen eurer Fellnase beim Spielen. Was hatte Ayla für ein Spaß kräftig mit ihren spitzen Zähnchen in meine Hände zu beißen. Hätten wir hier keine Grenze gesetzt und es nicht konsequent unterbunden, hätte sie nie gelernt, dass sie gerade eine Grenze überschreitet. Auch hatte Ayla bis Ende des 1 Jahres keine Lust an lockerer Leine zu laufen und hat alles gegeben um genau dahin zu kommen wo sie gerne hin wollte. Auch hier hat Ayla mich lange getestet, ob ich meine Führungsposition abgebe und irgendwann nachgebe. Mehr Tipps zum Thema Leinenführigkeit findest Du HIER . So kann schnell aus einem normalen, unschuldigen Welpen ein ausgewachsener Problemhund werden, weil ihm keiner jemals eine Grenze gesetzt hat.
Doch was zeigt die Praxis?
Oft beobachte ich, dass es vielen Hundehalter schwer fällt Grenzen zu setzen. Sie haben Angst vor Konflikten und Spannung zwischen sich und ihrem Tier. Leider hat chronisches Unterordnen viel mehr mit einem schlechten Selbstwertgefühl und mangelndem Selbstrespekt zu tun als mit Nächstenliebe und Selbstlosigkeit. Aus falsch verstandenem Mitleid oder auch öffentlichem Druck sind viele Hundehalter nicht mehr in der Lage, ihrem Hund eine Grenze aufzuzeigen.
In jedem Falle bin ich dafür, dass alles was nur geht, positiv aufgebaut werden sollte. Leider gibt es aber immer wieder Situationen, die man noch nicht trainieren kann oder wo schnelles Handeln erforderlich ist.
Mache ALLES mit Ruhe, Geduld und Konsequenz!
Wann merke ich, dass meine Grenze überschritten wird?
Wir sind uns über viele unserer Grenzen nicht bewusst. Doch wenn sie überschritten werden, bekommen wir das garantiert mit. Höre auf Dein Bauchgefühl. Wenn Ayla eine Grenze überschreitet, merke ich, dass sich ein unangenehmes Gefühl in mich breit macht. Zum Beispiel habe ich für mich erkannt in welchem Radius die Maus sich aufhalten darf. Zu der Zeit wo wir noch "zusammen" auf einer Entfernung von 20 Meter spazieren gegangen sind, hatte ich immer ein schlechtes Gefühl, war unzufrieden und angespannt. Für mich ein klares Zeichen, dass die Grenze überschritten worden ist und ich eingreifen musste. Ab diesem Zeitpunkt habe ich konsequent meine Grenze gezogen.
Grenzen schützen hauptsächlich die eigenen Bedürfnisse, daher ist es individuell sehr verschieden, wo man sie zieht oder ab wann und wie heftig man sie gegebenenfalls verteidigt. Das ist auch richtig so, denn das Grenzenziehen gelingt normalerweise nur dann problemlos, wenn man dabei authentisch ist.
Warum Deine Grenzen überschritten werden
Du kennst Deine Grenzen nicht! Deswegen kennt der Hund diese Grenzen nicht. Du verteidigst Deine Grenzen nicht! Deswegen nimmt der Hund Deine Grenzen nicht ernst.
Es ist nicht der Hund, der Dich absichtlich ärgert und überfordert. DU bist es, der sich ärgern und überfordern lässt.
Wie du lernen kannst, Grenzen zu setzen
1. Selbstwertgefühl als Grundlage
Um konsequent Grenzen zu setzen und für sie einzustehen, musst du von Deinem Wert als Mensch und als Hundeführer überzeugt sein.
Du musst innerlich ganz klar wissen, dass deine Grenzen schützenswert und wichtig sind.
Sei der wichtigste Mensch in deinem Leben.
Ein gesunder Egoismus dem Hund gegenüber und ein rechtzeitiges und deutliches Grenzenziehen ist daher allemal besser als der Versuch, sich übertrieben zurückzunehmen, damit der Hund es möglichst „gut“ hat.
Damit Du Dich ehrlich und ohne falsches Pflichtgefühl liebevoll um Deinen Hund kümmern kannst, musst Du Dich erstmal um Dich selbst kümmern.
2. Werde Dir Deiner Grenzen bewusst
Um aufrichtig für Deine Grenzen einstehen zu können musst Du sie zuerst kennen.
Ist die Grenze für Deinen Hund aber gar nicht zu erkennen, weil es weder klare Regeln noch klare Kommunikation gibt, wird es schwierig für Dich und sehr belastend für ihn. Dein Hund wird ungewollt immer wieder Deine Grenze überschreiten.
3. Lass die belastenden Emotionen los
Ich kenne es aus der Welpen- und Junghundzeit selber gut genug. All die Frust und Wut hat sich über die Zeit aufgestaut, weil einfach in meinen Augen nichts funktioniert hat und ich überfordert war. Ich musste zwischendurch mal tagelang Pause machen und habe Ayla Stefan, meinem Freund, überlassen um wieder runterzukommen, neue Kraft zu tanken und Ayla vor allem nicht damit zu belasten. Das ist völlig menschlich und gehört dazu. Aus Wut oder Unsicherheit schießen wir über das Ziel hinaus. Damit machen wir uns im besten Falle ein wenig lächerlich, im schlimmsten richten wir großen Schaden an. Wir Menschen neigen schnell dazu von der ganzen Hundehaltung genervt zu sein und permanent ein schlechtes Gewissen dem Hund gegenüber aufzubauen. In diesem Moment sind wir dann kein sonderlich netter und entspannter Sozialpartner mehr.
Sei Dir dieser emotionalen Ladung bewusst. Schaue, ob starke Emotionen in dir brodeln und lasse sie vorher los.
Das gilt umso mehr, wenn mal etwas nicht klappt. Je lauter Du wirst, je energischer Du auf Deinen Hund zustampfst, je unbeherrschter Du an der Leine herumzerrst, desto unglaubwürdiger wirst Du in seinen Augen. Wenn Du souverän und ruhig Grenzen setzt, führt das zu mehr Stabilität in der Beziehung zwischen Dir und Deinem Hund.
4. Kommuniziere angemessen und klar
Kommuniziere daher freundlich, aber bestimmend.
Die meisten Hunde respektieren Deine Grenzen, wenn Du sie ihnen freundlich, aber bestimmend zeigst.
Klare Grenzen machen es einfach, sie zu respektieren. Wenn niemand so genau weiß, was er sich bei Dir leisten kann und was nicht, werden Deine Grenzen ohne Absicht übertreten. Mache also unaufgeregt ,aber deutlich klar, was geht und was nicht geht. Im besten Falle schon bevor eine Situation aus dem Ruder läuft.
5. Stehe zu Deiner Grenze
Lass Dich nicht unter Druck setzen. Stehe zu Deiner Grenze. Wenn Du Dir sicher bist, dass Du etwas nicht möchtest, dann sei konsequent und verteidige Deine Grenze. Es wird sich lohnen und Dich selbstbestimmter und selbstbewusster machen.
Grenzen setzen und Grenzen erfahren gehört zum Leben dazu. Doch Grenzen setzen hat nichts mit Strafe und Druck zu tun, denn Grenzen können klug und sehr einfach gesetzt werden.
Achte immer darauf, dass es für Deinen Hund nicht frustrierend und stressend wird Grenzen gesetzt zu bekommen. Denke immer daran: Er wird daran gehindert ein Bedürfnis zu befriedigen. Erfülle Deinem Hund die Bedürfnisse indem Du ihm eine Alternative anbietest. Ich zum Beispiel ziehe beim Jagdtrieb eine Grenze und unterbinde es konsequent, dafür biete ich ihr Alternativ an mit mir gemeinsam einem Ball hinterherzujagen, Nasenspiele zu spielen, Fährten zu suchen oder zum Mantrailing zu gehen.
Sei in all' Deinen Handlungen konsequent!
Man kann es nicht oft genug betonen: Konsequenz ist der Schlüssel zu allem!
Deshalb sei in allem, was Du tust (oder lässt) konsequent. Bestehe - ruhig aber selbstsicher und nachdrücklich - darauf, dass Deine Regeln eingehalten werden.
Es braucht (fast) nie laute Worte. Entscheidender ist vielmehr, dass Du nicht nur Deine Stimme, sondern - auch und vor allem - Deinem Körper den notwendigen Ausdruck ausstrahlen lässt. Mehr zu dem Thema Energie & ihre Wirkung findest Du HIER
Haltet uns mit dem Hashtag #frauliundayla auf dem Laufenden oder verlinkt uns mit @frauli_und_ayla in eurer Story um mit euch euren Erfolg zu feiern. Wir können das alle! Da bin ich mir sicher :)
Comments