November 2019. Oft schenken uns bezaubernde Kleinigkeiten und neue Abenteuer großartige Momente. Es sind die kleinen Dinge im Leben, die man wahrnehmen und genießen sollte um sein Leben noch schöner zu machen. Unser Leben ist erst dann wirklich lebenswert, wenn wir es auch genießen. Ein häufiger Irrglaube, der uns davon abhält, unser Leben zu genießen, ist der Gedanke, dass wir uns Genuss erst verdienen müssten. Eine innere Stimme sagt uns, dass wir erst fleißig sein und uns abrackern müssen, bevor wir genießen dürfen. Wartet nicht auf morgen, reißt euch los vom Alltag und unternehmt für ein paar Tage einen unvergesslichen Roadtrip und das geht auch mit einem kleinen Budget.
Wir haben uns für 640 km in 4 Tagen als Ziel max. 200 € gesetzt. Doch auch um ein Ziel zu verfolgen, gilt eben das Motto: Wer etwas wirklich will, der schafft es auch. Für die Fahrt haben wir schon mal 50 € pro Person einkalkuliert.
Wir haben für die ersten 2 Tage ein paar Snacks und Getränke vorbereitet - Brote geschmiert, Pizzaschnecken gezaubert, Eier gekocht, Obst und Gemüse besorgt, Dosen Ravioli, Kelloggs, Wasser und Glühwein gekauft und eine Kanne Kaffee gemacht. Für Lebensmittel und Getränke haben wir Beide ca. 35 € ausgegeben.
Am Vorabend hat Marie uns Eintrittskarten (10 €) für die Diskothek Vila Thalia in Rotterdam besorgt, somit hat sich mein Budget von 200 € auf 105 € reduziert.
Für die bevorstehenden Nächte habe ich unseren Wagen, ein SUV, vorbereitet, die Sitzbänke hinten umgeklappt, die Matratzen aufgeblasen, Schlafsäcke, Kissen und Decken bereit gelegt. Für die Gemütlichkeit am Abend habe ich ein paar Lichterketten angebracht. Ich muss sagen, ich habe mich wohler gefühlt als gedacht. Es war richtig gemütlich, als würde man in einem kleinen Zelt sitzen nur eben dichter und sicherer. Mit meinen kleinen 1.64 m konnte ich mich sogar im Liegen komplett lang strecken.
Tag 1 - Rotterdam
Den ersten Abend haben wir noch genutzt um diesen Trip in der Diskothek Vila Thalia zu feiern. Wir landeten direkt in einer partywütigen Straße in der Innenstadt. 15 Minuten Fußweg ist die berühmte Straße Witte de Withstraat. Das ist die erste Adresse für eine ordentliche Kneipentour. Es gibt hier sehr viele Bars und Restaurants, die am Wochenende ab etwa 23:00 Uhr auch zum Club umfunktioniert werden.
Mit unserer Dachbox konnten wir leider nicht in das Parkhaus Interparking Kruiskade neben der Diskothek fahren, daher sind wir ein wenig rumgefahren und haben nach einem freien Platz gesucht. Generell scheint das Parken in Rotterdam sehr angenehm zu sein. Schon am Rand des Innenstadtbereichs können Parkplätze teilweise schon ab 18 Uhr kostenfrei genutzt werden und sind am Sonntag ganztägig gratis.
Folgende P&R Parkplätze sind aufgrund ihrer Lage, Kapazität und Anbindung besonders zu empfehlen:
P&R Kralingse Zoom
Kralingse Zoom 50, Rotterdam; direkt an der A 16 (von Süden), Ausfahrt 26
1700 Parkplätze in einem Parkhaus, Durchfahrtshöhe 2,10 m, gratis
Fahrzeit ins Zentrum ca. 8 Minuten mit der Metro.
10 Minuten Fußweg von der Diskothek entfernt, haben wir einen kostenlosen Parkplatz direkt gegenüber vom Poke Bowl gefunden. Abseits vom Trubel konnten wir nach der Party hier unsere erste Nacht mitten in der Stadt im Auto seelenruhig verbringen.
In der Nacht haben wir noch 10 € für ein paar Getränke ausgegeben.
Morgens wurden wir dann von einem herrlichen Sonnenaufgang, der direkt in die hintere Rückscheibe schien, geweckt. Wir haben uns kurz gestreckt, gegähnt, angeschaut und den ganzen Morgen nur gelacht. Wir haben unsere Sachen angezogen und sind ungeschminkt in das türkische Café Simitci Dünyasi nebenan gegangen und haben den Abend nochmal Revue passieren lassen. Ein wirklich schöner, gemütlicher Laden mit vielen Leckereien. Für mich sprang hier nur ein Latte Hazelnut für 4€ (inkl. Trinkgeld) heraus. Auf der Toilette haben wir uns dann schnell frisch gemacht und uns im Auto geschminkt. Dann ging der Spaziergang durch Rotterdam in aller Gemütlichkeit ohne Zeitdruck los.
Richtung Het Park sind wir an einem kleinen Hafen vorbeigelaufen und haben uns dann für eine Weile an den Fluss Nieuwe Maas gesetzt und die Aussicht auf Rotterdam-Zuid bei bestem Wetter genossen. Große und kleine Schiffe fuhren den Kanal entlang und man hat eine grandiose Sicht auf die 800-Meter lange Erasmusbrug ( Erasmusbrücke ) und die "Skyline" vom historischen Delfshaven bis zum futuristischen Kop van Zuid mit seinen Wolkenkratzern, Hotel New York und das Nederlands Fotomuseum. Wer eine wunderschöne Aussicht auf die Stadt und den Rotterdamer Hafen haben möchte, muss unbedingt auf den Euromast im Het Park. In 96 m Höhe befindet sich die große Besucherplattform wo man auch bei einer Tasse Kaffee die Aussicht genießen kann.
Beeindruckt haben uns aber die würfelförmigen Wohnhäuser, das Kubus Haus. Wir konnten uns gar nicht vorstellen, dass man darin überhaupt wohnen kann, denn eigentlich müsste ja alles durch die schiefen Ebenen und Wände verrutschen. Durch die Fenster konnten wir aber nicht viel herausfinden. Wer gerne das Kubus Haus besichtigen möchte, kann für paar Euros im Kijk-Kubus Museum sogar anschauen wie das Haus von Innen aussieht. Es gibt sogar die Möglichkeit in dem Haus zu übernachten.
Von einer beeindruckenden Architektur ging es direkt zur Nächsten. Nur ein paar Schritte weiter standen wir vor dieser großen Markthalle. Die Markthal ist eine der größten, schönsten, coolsten und fasziniersten Markthallen, die ich je besucht habe. Die grafischen Kunstwerke des niederländischen Künstlers Arno Coenen im Inneren und die über 200 Wohnungen in den 11 Etagen machen die Markthalle zu etwas Besonderem. In der Größe eines Fußballfeldes findet man hier eine internationale Küche. Voll mit Ständen für frischen Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse und anderen Delikatessen. Bringt unbedingt Hunger und einen großen Geldbeutel mit, denn die Halle besteht aus 100 Frische-Units, 15 Food Shops und 8 Restaurants.
So schnell ging dann auch der halbe Tag um, dabei gab es noch Vieles was man hätte entdecken können, aber das sparen wir uns für das nächste Mal auf ;) Insgesamt habe ich an dem Tag inkl. Früchte-Becher (4 €) aus der Markthal 18 € ausgegeben. Versorgt habe ich mich über den Tag mit unseren gemachten Pizzaschnecken, Banane, Cherry-Tomaten und Wasser.
Tag 2 - Den Haag
Den Haag ist ja quasi ein Katzensprung von Rotterdam entfernt. Zum Abend sind wir Richtung Scheveningen gefahren. Da haben wir vor dem Restaurant "De Waterreus" auf dem kostenlosen Parkplatz geparkt. Im Restaurant haben wir dann nach der Toilette gefragt und sind dann auch recht früh schlafen gegangen.
Der nächste Morgen war wettertechnisch nur halb so schön. Es war windig und regnerisch. Gut, dass wir den halben Tag wieder verschlafen hatten. Mary und ich sind zusammen die absoluten Schnarchnasen und sind spät und gemütlich in den Morgen bzw. Mittag im Restaurant gegenüber gestartet. In dem Restaurant war ich bereits letztes Jahr als meine Mama, Ayla und ich einen Kurztrip nach Den Haag gemacht hatten. Ein wirklich tolles Restaurant was ich jedem empfehlen kann. Was die Inneneinrichtung in den Restaurants angeht, topt Holland alles. Gerade die an den Stränden sind immer super schön eingerichtet und servieren leckeres Essen. Da wir ein wenig auf unser Budget achten wollten, habe ich mir ein Chocomel mit Sahne gegönnt und dann zum Mittag eine Cola mit Broodje filet americain. Insgesamt habe ich hier 17,90 € und ein wenig Trinkgeld dagelassen. Danach haben wir uns ein wenig die Beinchen am Strand vor dem Restaurant vertreten und sind dann zum Scheveningen Beach gefahren. Dort durften wir max. 1 Stunde parken und haben 3.60 € verprasst. Wer zum Beach möchte, kann bei besten Wetter auf jeden Fall vom Restaurant De Waterreus zu Fuß laufen. Ein Spaziergang von 30 Minuten wird es mit Sicherheit. Unser Ziel war hier das Riesenrad auf der Pier. In 36 Gondeln für jeweils 6 Leute schwebt man über dem Wasser und hat einen einzigartigen Blick über das Meer, den Strand, das Kurhaus und Den Haag. Neben dem Riesenrad kann man auf der Scheveninger Pier auch noch Bungeejumpen und Zipline. Da das Wetter aber nicht berrauschend war und wir kein hohes Budget hatten, haben wir darauf verzichtet und uns lieber einen Glühwein für 4 € gegönnt. Vor dem Kurhaus erstreckt sich der Pier von Scheveningen in die Nordsee. Es gibt mehrere Stände, an denen man hochwertiges Essen und leckere Getränke bekommt. Sitzen kann man entweder drinnen oder draußen auf dem Balkon. Der Pier ist gratis zugänglich und jeden Tag von 10 bis 20 Uhr geöffnet, im Sommer sogar bis 22 Uhr.
Auf dem Boulevard findet man am Strand des Kurhauses eine Shopping-Passage mit mehreren kleinen Geschäften und mittendrin: Glow Golf, eine Indoor-Minigolfanlage mit Schwarzlicht. Über den ganzen Weg erstrecken sich unter anderem viele tolle Strandrestaurant und Strandbars, die zum Essen, Trinken und Chillen einladen. Denkt dran: Von Ende Oktober bis März sind die Strandbars nicht aufgebaut.
Zum Abend haben wir uns auf dem Weg nach Renesse gemacht und sind direkt in den Feierabendverkehr gelandet. Falls ihr auch einen Roadtrip in der Woche startet, denkt dran nicht zwischen 16 - 19 Uhr durch die Stadt , Richtung Autobahn, zu fahren und nutzt lieber die Zeit noch vor Ort als im Stau ;) Mein Budget hat sich von 105,00 € auf 61,50 € reduziert.
Renesse
Renesse ist ein niederländisches Seebad an der Nordseeküste mit 1.520 Einwohnern. Als wir angekommen sind, waren die Straßen leer. Einige Restaurants hatten noch geöffnet und die Parkplätze waren frei. Von April bis Oktober sind die Parkplätze hier kostenpflichtig. Wir haben direkt vor einem Wohnhaus in der Stadt auf einem großen Parkplatz geparkt und sind dann in das Restaurant Hat Wapen gelaufen. Ein paar Menschen saßen hier noch und haben ihr Abendmahl genossen. Ich hab mir ein Snack Quiche mit Blauschimmelkäse für 9 € (inkl. Trinkgeld) bestellt und mir den Drink gespart. Schließlich hatten wir noch genug Wasser und Glühwein im Auto.
Nach dem Essen haben wir den Topf und das Gestell mit Pastabrenner vor dem Auto gestellt und versucht unseren eigenen Glühwein aufzuheizen. Ich sag's euch: Das war eine Herausforderung bei dem Wind und der Kälte im November, aber wir hatten den Spaß unseres Lebens und haben uns kaputt gelacht. Die brennende Paste ist immer wieder ausgegangen und als diese dann an war, wurde unser Glühwein nach einer Stunde im Warten nicht mal heiß. Shit happens! Haben wir uns gedacht und den Glühwein kalt getrunken und sind in unserem Schlafsack versunken.
Tag 3 - Renesse & Middelburg
Nach der stürmischen Nacht wurden wir morgens von einem Regenbogen begrüßt. Den Morgen haben wir dann "gemütlich" im Auto verbracht und uns zum Frühstück Kelloggs gemacht. Gestärkt sind wir anschließend Richtung Strand 17 "Laone" gefahren und haben uns ein wenig umgesehen. Da haben wir vor dem Restaurant Zeerust geparkt und sind losgelaufen. Der Strand von Renesse erstreckt sich über 21 km und wurde bereits mehrmals international für seine sauberen Strände und die hervorragende Qualität des Wassers mit der Blauen Flagge ausgezeichnet. Da uns aber an diesem Tag Renesse irgendwie nicht angezogen hat, haben wir uns nach dem Lunch im Hotelrestaurant Brasserie Brie wieder auf den Weg zum nächstem Ort gemacht. Hier habe ich mir einen italienischen Toast 7.50 € und eine Cola 2.90 € bestellt.
Middelburg
Historische Grachtenhäuser und verwinkelte Gassen mit hübschen Altbauten versprühen einen ganz individuellen Charme in dieser Stadt. Man kann die Stadt gut zu Fuß erreichen und lange Spaziergänge an den Grachten unternehmen. Man kann aber auch Grachtenrundfahrten buchen.
Middelburg ist die Hauptstadt der niederländischen Provinz Zeelands und hat viele Sehenswürdigkeiten zu bieten. Einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von ganz Zeeland, ja sogar der ganzen Niederlande, liegt im Herzen der historischen Stadt: Das Rathaus. Das spätgotische Rathaus mit seiner beeindruckenden und üppig verzierten Fassade wurde 1452 errichtet.
Um den Marktplatz herum laden viele Restaurants und Cafés zum verweilen ein. Den restlichen Tag haben wir in einem Restaurant ausklingen lassen. Für einen Apfelstrudel und einen Glühwein habe ich 12,50 € ausgegeben. Insgesamt hatte ich noch 29,60 € über. Zum Abend hin sind wir nach Zoutelande gefahren und haben den Abend im Strandpaviljoen de Strandzot mit einem Getränk (5 €) ausklingen lassen.
Tag 4 - Zoutelande
Am nächsten Tag wurden wir vom strahlenden Sonnenschein geweckt. Nicht umsonst gilt Zeeland als die sonnigste Gegend der Niederlande. Zoutelande ist ein Dorf in der niederländischen Provinz Zeelands und hat 1.570 Einwohner. Schon bei Nacht hat Zoutelande einen hübschen Eindruck gemacht. Zoutelande soll ein sehr beliebter Badeort Zeelands sein. Die weiten Strände, das saubere Meer und die schöne Dünenlandschaft locken die Touristen an. Im Vergleich zu Renesse ist dieser Strand nur 5 km lang. Dafür aber konnte man hier auf den 50 m hohen Dünen spazieren gehen und hatte die Sicht auf das Meer sowie den charakteristischen Wellenbrechern, die sich vom Strand hinaus ins Meer erstrecken. In Zoutelande haben wir nur den Moment genossen und sind dann wieder Heim gefahren.
So schnell wie der Urlaub anfing, ging auch der Urlaub vorbei. Wir haben uns am vierten Tag auch schon ziemlich ekelig gefühlt und haben das eigene Badezimmer vermisst. Nach jedem Restaurantbesuch haben wir die Toilette genutzt. Zähne putzten wir meist im Frei. Dafür haben wir extra Wasser gekauft um Hände und das Gesicht zu waschen. Reichlich Klopapier hatten wir für den Fall der Fälle auch dabei. Ohne unsere Mützen hätten wir es nicht mal bis Tag 3 geschafft, weil man dann doch hygienisch an seine Grenzen kommt. Die Nächte haben wir im Auto gut überstanden und hatten es warm in unseren Schlafsäcken und unter den Decken. Die Matratze hat den Untergrund etwas angenehmer gestaltet. Von den 200 € sind am Ende ca. 24,60 € geblieben.
Was hat uns dieser Low-Budget-Roadtrip gezeigt?
Man braucht nicht viel um glücklich zu sein. Auch mit wenig Budget kann man tolle Urlaube unternehmen und viel von der Welt sehen. Man kann den Moment genauso genießen, vielleicht sogar genießt man den Moment intensiver und weiß das Leben mehr zu schätzen. Man sieht die Welt mit anderen Augen. Luxus hat eine ganz andere Bedeutung bekommen. Luxus sind die kleinen Dinge im Leben, die alles wertvoller gestalten. Luxus ist der eigene Spaß, den man in dem Moment hat. Man wird achtsamer, man lebt bewusster und schätzt die Lebensfreude. Wir hatten den Spaß unseres Lebens und haben uns und unser Leben mehr gefeiert denn je. Berichtet uns doch in den Kommentaren über euren Low-Budget-Urlaub! Wir sind gespannt! :)
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